In China hat sich die Pozellankunst aus der eigenen Keramiktradition heraus entwickelt, die bis in die Jungsteinzeit zurückreicht. Das Herstellen von Steinzeug bildete schon früh einen wichtigen Wirtschaftssektor neben dem Ackerbau. Nicht nur das technische Wissen wurde intensiv erweitert, sondern auch der Formen- und Dekorationsreichtum wurde vervielfältigt. Jener war mit einer enormen Symbolik belegt, die sich von Sinnbildern aus Legenden, Eigenschaften und Lautsprache bediente.
Die Anfänge der Porzellanproduktion vermutet man in der Tang-Dynastie (618-907 n.Chr.). Die übergänge zwischen dem auf das äußerste verfeinerte Steinzeug und Porzellan sind fließend und ihre Qualität von gleichem Rang. Auch beherrschten beide Produkte den damaligen Markt.
Bevor das Porzellan über die Handelswege der Venezianer und Portugiesen seinen Weg nach Europa fand, wurde das weiße Gold bereits in den Schatzkammern orientalischer Schahs und Sultane gesammelt. Unter der Mongolenherrschaft gegen Ende des 13. Jahrhunderts und während des 14. Jahrhunderts begann ein reger Austausch und Handel zwischen dem ostasiatischen Reich, Persien und Arabien. In dieser Zeit ist auch die Erfindung des Blauweiß-Porzellans zu verzeichnen. Das später ebenfalls sehr von den Europäern geschätzte Blanc-de-Chine entstand gegen Ende der Ming-Dynastie (1369-1644).
Der uns vertraute Begriff „porcelaine“ fiel erstmals in den Reiseberichten des Venezianers Marco Polo (ca. 1254-1324), der damit generell die Keramikwaren in der chinesischen Stadt Tin-Gui bezeichnete. Nach Europa gelangten die ersten Porzellanwaren im späten 13. Jahrhundert. Oftmals waren es diplomatische Geschenke auf höchster Ebene. So bekam beispielsweise 1461 der Dogen von Venedig vom Mameluken-Sultan in Ägypten Porzellan geschenkt. Das älteste dokumentierte chinesische Porzellan in Europa ist die „Gagnières-Fonthill-Vase“, welche sich heute im irischen Nationalmuseum in Dublin befindet. Die flaschenförmige Vase mit bläulich-weißer Glasur entstand um 1300 während der Yüan-Dynastie.
Die Objekte waren sehr begehrt und als Rarität fertigte man anfänglich sogar Fassungen aus Edelmetallen für sie an. Im 16. Jahrhundert versuchte man bereits in Italien Porzellan herzustellen. 1575 gelang es unter der Patronage Francesco Maria de Medici (1541-1587) ein transluzentes Proto-Porzellan zu erzeugen. Währenddessen richteten die Portugiesen einen Handelsstützpunkt in Macau ein, über den sie nicht nur Blauweiß-Porzellan, sondern ab 1519 auch Auftragsarbeiten bezogen. Dies war der Beginn eines organisierten Export chinesischer Porzellan nach Europa. Die Spanier saßen auf der philippinischen Insel Luzan und trieben von dort Handelsgeschäfte mit der Küstenregion Fujian. Mit der Gründung der niederländischen und englischen Ostindienkompanien im Jahre 1602 wurden sie allmählich verdrängt.
Daheim erfreuten sich die Fürstenhöfe über die exotischen Güter und man begann spezielle Kabinette und Paläste für deren Aufstellung zu bauen. Präsentiert wurden sie darin auf Konsolen, Wandbrettern sowie Kamingesimsen. So besaßen alle großen Herrscher Europas, darunter Ludwig XIV., die spätere Queen Mary von England, Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg und August der Starke ihre persönlichen Porzellanzimmer und –häuser.
Das hohe Interesse hat nicht zuletzt dazu geführt, dass man auch nördlich der Alpen versuchte die teure Importware durch heimische Produkte nachzubilden. Allerdings beließ man es nicht bei der bloßen Nachahmung durch Fayence und andere Keramikarten, sondern unterstützte intensiv Experimente, die zur Rezepturnachbildung von Porzellan führen sollten.
Nach Johann Friedrich Böttgers erfolgreichen Erfindung und der Gründung der ersten Porzellanmanufaktur im Jahre 1709, orientierte man sich vorerst an den durch China vorgegeben Formen und Themen. Aber schnell wurde der florale und geometrische Dekor erweitert. Im Verlauf des 18. Jahrhunderts entwickelte sich ein weit gefächertes Themenprogramm: Chinesenszenen, Landschaften und Veduten, Blumen, Tiere, Bataillen, mythologische und religiöse Szenen, Allegorien, Genre- und Historiendarstellungen, Liebesidylle und Schäferspiele, Porträts, Putten und Kinder, Zwerge und Narren, Theater, Musik und Tanz. Die anfangs recht schwerfälligen Ausführungen gewann an Leichtigkeit, ebenso ihr thematisches Programm, welches vor allem durch Koketterie und Idylle geprägt war. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wechselte man jedoch unter Einfluss des aufklärerischen Gedankenguts zu ernsteren Themen. Durch Winckelmanns Ausgrabungen entstand zusätzlich ein neues Verständnis der antiken Kultur, so dass man die weich fließenden, geschwungenen Formen des Rokokos durch kubische Formen ersetzte. Porzellan als reinen dekorativen Schmuck wurde als lächerlich deklariert. Jedes einzelne Stück sollte eine Aussagekraft beinhalten. Orientierten sich bis dato viele Manufakturen am Meißener Stil, so wandte man sich nun Sevrès zu. Die Porzellankunst behielt ihre Monumentalität, aber anstelle der höfischen Gesellschaft bei Maskerade und Liebesavancen traten nun die Büsten von Herrschern, Gelehrten und Komponisten sowie Nachbildungen antiker Skulpturen. Die Bemalung wurde dezenter. Teilweise ließ man das Porzellan sogar unbemalt und unglasiert (Biskuit), um den Effekt von Marmor zu imitieren.
Aber nicht nur Porzellan war aus Asien nach Europa gelangt. Mit ihm wurden auch Tee, Kaffee, Kakao und andere Köstlichkeiten nach Europa importiert. Eine neue Tischkultur entstand. Neue Gefäßformen, die bis dato dem Europäer unbekannt waren, wie zum Beispiel Tee- und Kaffeekannen, sowie die dazugehörigen Schalen und Koppchen wurden zwar mit der Zeit abgewandelt, ihre Urform geht jedoch bis heute auf die Importwaren zurück.
Das 19. Jahrhundert brachte gestalterisch wenig Neuigkeiten. Allerdings entdeckte die Industrie recht bald Porzellan für sich. Dadurch entstanden neben den Manufakturen, die Gebrauchs- und Kunstwaren herstellten, auch solche, die sich auf die Produktion industrieller Porzellanwaren konzentrierten. Während Porzellan im 18. Jahrhundert fast ausschließlich vom Adel erstanden wurde, so wechselte sich das Bild der Kundschaft zum 19. Jahrhundert hin. Zum einen wurde Porzellan auf Grund von technischen Verbesserungen zum Massenprodukt und damit erschwinglicher und zum anderen bediente sich das wohlhabende Bürgertum an den ehemals als Statussymbol geltenden Attributen des Adels.