Der Bruder des Finanzministers unter Louis XV., Marquis Orry de Fulvy, erhielt 1738 vom französischem König das Privileg zur Porzellanherstellung nach sächsischer Art. Die Manufaktur wurde auf Schloss Vincennes eingerichtet und ab 1745 wurde durch Gravant zwar – mangels Kaolins – kein echtes Porzellan, dafür aber sehr erfolgreich das diesem ähnelnde Frittenporzellan gebrannt. Die Manufaktur wurde von Anfang an als AG organisiert. Leiter wurde der Chemiker Jean Hellot von der Pariser Akademie. Der künstlerische Stil Sèvres wurde durch den Hofgoldschmied Duplessis, den Emailleur Matthieu und den Obermaler Bachelier geprägt. 1753 erkaufte sich der König einen Anteil von 25% und verlieh der Manufaktur folgende Rechte: die Führung des Namens Manufacture Royale des Porcelaines de France, die Verwendung des doppelten „L“ als Firmenmarke und das Monopol der Buntmalerei auf Porzellan.
Mit unter auf Wunsch Mme de Pompadour wurde die Porzellanmanufaktur 1756 in ein Dörfchen zwischen dem Louvre und Versailles verlegt. Zum Modellmeister wurde Falconet (bis 1766) ernannt. Auf ihn folgten Bachelier (1766-1774) und Boizot (1774-1809). Bereits in dieser frühen Phase dominierten die bekannten Fondfarben Türkisblau und Pompadour-Rot, welche den Farbrezepten Caillat zu verdanken sind. 1759 ging die Manufaktur vollständig in den Besitz des Königs über.
1766 wurde ein Kaolinlager in St. Yrieix la Perche bei Limoges durch S. Macqueur und Montigny gefunden, so dass zwei Jahre später in Frankreich erstmals Hartporzellan hergestellt werden konnte. Die bisherigen Farben waren jedoch nicht so hitzebeständig, wie es das Hartporzellan verlangte. Daher wurde weiterhin hauptsächlich Frittenporzellan produziert. Neue Farben fanden Anwendung; darunter Schwarz, Aubergine, Braun und ein marmoriertes Dunkelblau.
Anfänglich orientierten sich die Künstler an chinesischen und japanischen Vorbildern. Schnell folgten Schäferszenen und die Übertragung von Stichwerken Watteaus, Bouchers und Fragonards. Beliebte Themen waren Putten, spielende Kinder, Stilleben, die Darstellung von Vögeln und Tieren sowie Bildnismedaillons. Recht verspätet fand die Chinoiserie (erst um 1780) Einzug in das Themenrepertoire Sèvres. Diese wurden meist in Silber und Gold auf schwarzem Fond gehalten; später in Sepia und en grisaille. Darüber hinaus wurden mythologische Szenen, Landschaften und Blumenarrangements gemalt. Die Leichtigkeit der Ausführungen, die man in Vincennes entwickelt hatte, fiel dem Verlangen nach Pomp und Repräsentation zum Opfer. Es wurden vermehrt aufwendige Speiseservice, reich verzierte Uhren, Schreibzeuge und Leuchter sowie monumentale Vasen produziert. Der Wandel vom Rokoko zum Klassizismus brachte schließlich auch nicht die Vereinfachung, sondern nur eine Formänderung mit sich. Die sanften Kurven wurden im Wandel des Stils begradigt. Der Ausdruck von Heiterkeit und Koketterie wandelte sich zur Zärtlichkeit und zum Empfindsamen. Nacktheit wurde nicht mehr länger als ein frivoles Enthüllen dargestellt. Bedeutende Maler und Bildhauer wurden herangezogen um verkleinerte Kopien ihrer Werke anzufertigen. Darunter waren Bouchardon, Pigalle und Saly.
Durch die Abschaffung der Monopolstellung Sèvres, nahm die Produktionmenge ab 1780 stetig ab. Es kam beinahe zur völligen Schließung während der Revolutionsjahre. Ab 1800 erlebte die Manufaktur einen Aufschwung durch Alexandre Brongniart, der sie bis 1847 leiten sollte. Er verkaufte überschüssige Vorräte und reduzierte die Arbeiterzahl auf ein Minimum, so dass die Fabrik ohne staatliche Zuschüsse überleben konnte. Napoleon I. erklärte sie wieder zur „Kaiserlichen Porzellanmanufaktur“. Es wurde nur noch Hartporzellan verwendet. Architekten, Sammler etruskischer und ägyptischer Kunst, Künstler und Archäologen wurden zu Rate gezogen, um dem neuen Kunstgeschmack gerecht zu werden. Neben mythologischen Themen, Veduten und Porträts fanden nun vor allem Historien- und Schlachtenbilder großen Anklang. Mit Vorliebe wurden die großen Ölgemälde kopiert, in der Überzeugung dadurch die Kunst zu konservieren.
Mitte des 19. Jahrhundert begann man sich schließlich nach unverbrauchten Mustern und Motiven zu sehnen und wandte sich den chinesischen und japanischen Holzschnitte zu. Nach
Brongniarts Tod übernahm Ebelmann die Direktion. Er versuchte die Wiederaufnahme der Frittenporzellanproduktion, doch entschloss man sich letztendlich für ein kaolinhaltiges Weichporzellan. 1852 übernahm Regnault die Direktion und übergab die künstlerische Leitung an Dieterle, später an Nicolle. Auf der Weltausstellung 1900 präsentierte Sèvre bemalte Porzellanobjekte im Stil des Art Nouveau: langstielige Blütenranken schmücken die Wände zahlreicher Gefäße. Anders als in vielen deutschen Manufakturen, konzentrierte man sich in Sèvre auf die Produktion von Liebhaberstücke. Massenproduktion stand außer Frage, galt und gilt die Manufaktur bis heute als Musteranstalt und Ausbildungsstätte für Spezialisten in der Porzellanherstellung.