Auch wenn der Archäologe und Antiquar Johann Joachim Winckelmann (1717-1768) die Porzellanfiguren seiner Zeit als „lächerliche Puppen“ schimpfte, so haben sie ihren Reiz bis heute nicht verloren. Wie sonst nirgendwo erlangte die Porzellanplastik eine derartige Bedeutung und Eigenständigkeit innerhalb der Plastik des 18. Jahrhunderts wie in Deutschland. Für die Porzellankunst sind Porzellanfiguren auch Zeugnis ihrer intensiven stilistischen Entwicklung. Allein im 18. Jahrhundert wechselte deren Bild von den schweren körperhaften Figuren des Barocks über die lebendigen Kleinplastiken des Rokokos bis hin zu den „intellektuellen Geschöpfen“ des Klassizismus.
Anders als bei den Services, Vasen und anderen Gebrauchsgegenständen wurde das Modellieren von Porzellanfiguren von Beginn an durch einzelne Persönlichkeiten stark beeinflusst. In Meißen waren dies in erster Linie Johann Gottlieb Kirchner und Johann Joachim Kändler. Letzterer wurde 1733 zum Modellmeister ernannt und leitete den entscheidenden Stilwandel für die Porzellanplastik ein. Durch die starke Präsenz der Künstlerpersönlichkeiten innerhalb der Sparte der Porzellanplastik, erhält man den Eindruck, die gesamte Entwicklung des Porzellans wäre durch sie getragen worden.
Eingangs orientierte man sich an den importierten chinesischen Vorbildern. Dabei nahm man jedoch keine bloße Nachformung vorhandener Gegenstände vor, sondern ließ sich schlicht davon inspirieren. Neben den Chinesengruppen entstanden aber auch Tierplastiken und die Darstellung religiöser Themen. Hier spielten vor allem die Wünsche der Auftragsgeber eine entscheidende Rolle.
Bestellt wurden neben monumentalen Einzelfiguren auch große Tafelaufsätze, bestehend aus vielen Einzelelementen, die jedoch im Hinblick auf das Ensemble in einheitlicher Form und Farbe gehalten waren. Sie schmückten die fürstlichen Tafeln und waren ein beliebtes Geschenk unter den feudalen Kräften. Unter Einfluss Kändlers tauchten ab den 1740ern vermehrt kleinformatige Figuren auf. Damit verloren die Tafelaufsätze an Bedeutung und die Einzel- und Paarfiguren wurden in den Vordergrund gerückt.
Mit dem aufkommenden Rokoko fanden außerdem immer heitere Themen Anklang. Auch hier spielte Kändler eine entscheidende Rolle, der für seine unbeschwerten und heiteren Szenen berühmt wurde. So thematisieren seine Figuren unter anderem Schäferspiele und Maskeraden sowie Szenen aus der römischen Mythologie. In Süddeutschland erlangte ab 1754 Franz Anton Bustelli an der Nymphenburger Porzellanmanufaktur hohes Ansehen. Durch ihn entfaltete sich der Stil des süddeutschen Rokokos in der Porzellanplastik.
Großen Einfluss übte auch das Theater auf die Porzellanplastik aus. Bekannte Charaktere, wie zum Beispiel die der italienischen commedia dell’arte, ein Volksstück, dass als Zeitvertreib zum höfischen Schauspiel aufgestiegen war, wurden ebenso umgesetzt wie Tänzer und Musiker. Standen die Figuren im Barock noch auf ovalen oder runden Plinten, so nahmen diese gegen Mitte des 18. Jahrhunderts immer mehr den Dekor von Rocaille auf. Ansonsten waren die Figuren bunt bemalt und glasiert.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die Thematik ernster. Gerade im Westen Deutschlands begann man sich – fast gleichzeitig wie in Frankreich – an Jean- Jacques Rousseau’s „retour à la nature“ zu orientieren. Statt der höfischen Gestalten
Anders als bei den Services, Vasen und anderen Gebrauchsgegenständen wurde das Modellieren von Porzellanfiguren von Beginn an durch einzelne Persönlichkeiten stark beeinflusst. In Meißen waren dies in erster Linie Johann Gottlieb Kirchner und Johann Joachim Kändler. Letzterer wurde 1733 zum Modellmeister ernannt und leitete den entscheidenden Stilwandel für die Porzellanplastik ein. Durch die starke Präsenz der Künstlerpersönlichkeiten innerhalb der Sparte der Porzellanplastik, erhält man den Eindruck, die gesamte Entwicklung des Porzellans wäre durch sie getragen worden.
Eingangs orientierte man sich an den importierten chinesischen Vorbildern. Dabei nahm man jedoch keine bloße Nachformung vorhandener Gegenstände vor, sondern ließ sich schlicht davon inspirieren. Neben den Chinesengruppen entstanden aber auch Tierplastiken und die Darstellung religiöser Themen. Hier spielten vor allem die Wünsche der Auftragsgeber eine entscheidende Rolle.
Bestellt wurden neben monumentalen Einzelfiguren auch große Tafelaufsätze, bestehend aus vielen Einzelelementen, die jedoch im Hinblick auf das Ensemble in einheitlicher Form und Farbe gehalten waren. Sie schmückten die fürstlichen Tafeln und waren ein beliebtes Geschenk unter den feudalen Kräften. Unter Einfluss Kändlers tauchten ab den 1740ern vermehrt kleinformatige Figuren auf. Damit verloren die Tafelaufsätze an Bedeutung und die Einzel- und Paarfiguren wurden in den Vordergrund gerückt.
Mit dem aufkommenden Rokoko fanden außerdem immer heitere Themen Anklang. Auch hier spielte Kändler eine entscheidende Rolle, der für seine unbeschwerten und heiteren Szenen berühmt wurde. So thematisieren seine Figuren unter anderem Schäferspiele und Maskeraden sowie Szenen aus der römischen Mythologie. In Süddeutschland erlangte ab 1754 Franz Anton Bustelli an der Nymphenburger Porzellanmanufaktur hohes Ansehen. Durch ihn entfaltete sich der Stil des süddeutschen Rokokos in der Porzellanplastik.
Großen Einfluss übte auch das Theater auf die Porzellanplastik aus. Bekannte Charaktere, wie zum Beispiel die der italienischen commedia dell’arte, ein Volksstück, dass als Zeitvertreib zum höfischen Schauspiel aufgestiegen war, wurden ebenso umgesetzt wie Tänzer und Musiker. Standen die Figuren im Barock noch auf ovalen oder runden Plinten, so nahmen diese gegen Mitte des 18. Jahrhunderts immer mehr den Dekor von Rocaille auf. Ansonsten waren die Figuren bunt bemalt und glasiert.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die Thematik ernster. Gerade im Westen Deutschlands begann man sich – fast gleichzeitig wie in Frankreich – an Jean- Jacques Rousseau’s „retour à la nature“ zu orientieren. Statt der höfischen Gestalten
und römischen Götter wendete man sich thematisch empfindsamen Liebesszenen, Familienszenen des ländlichen und bürgerlichen Lebens sowie Kindergruppen zu. Darüberhinaus wurden bekannte Persönlichkeiten im Bühnengewand porträtiert und Allegorien, die nicht bloß Erdteile, Monate und Jahreszeiten darstellten, sondern staatliche Ereignisse wie Verträge, Friedensschlüsse, Vermählungen oder Geburten, angefertigt. Entsprechend des aufklärerischen Gedankenguts, änderte sich die Gestaltung der Plinten: statt der rein dekorativen Plattform, wurde sie in Gestalt von Wiesen- oder Felsteilstücken Teil der Szenerie.
Ein entscheidendes Erlebnis – nicht nur für die Porzellankunst, sondern für die Kunst im Allgemeinen – stellten die Ausgrabungen Winkelmanns in den 1760ern dar. Durch die Veröffentlichung seinen Werkes „Geschichte der Kunst des Altertums“ (1764) verbreitet sich in Europa ein neues Verständnis von der klassischen Antike und seiner Kultur. Deren architektonischen Merkmale fanden folglich auch Verwendung in der figuralen Porzellankunst. So wurden die Plinten zu rechteckigen Postamenten. Rein dekorativer Schmuck, wie man die Porzellanplastik des Barocks und Rokokos sah, empfand man lächerlich. Das einzelne Stück benötigte eine Aussagekraft. Porträtmedaillons, Büsten zeitgenössischer Herrscher, Komponisten und Dichter sowie Nachbildungen antiker Skulpturen wurden geschätzt. In Anlehnung an die Antiken blieben die Porzellanfiguren häufig unbemalt und unglasiert (Biskuitporzellan) und wirkten durch ihre matte Oberfläche wie die aus Marmor oder Alabaster angefertigten Vorbilder. Der Impuls hierfür ging vor allem von Frankreich (Sèvres) aus.
Mit dem Ende dieser Epoche zu Beginn des 19. Jahrhunderts ging auch die große Zeit des figürlichen Porzellans zu Ende. Erst im 20. Jahrhundert, als man bedeutende Künstler als Entwerfer anwarb, fand eine Neubelebung statt. Gleichzeitig erlangten aber auch einzelne Modelleure wieder zu Ruhm. Dies zeigt alleine das Beispiel Kati Zorns, die heute als freischaffende Künstlerin für figurales Porzellan tätig und anerkannt ist.
Ein entscheidendes Erlebnis – nicht nur für die Porzellankunst, sondern für die Kunst im Allgemeinen – stellten die Ausgrabungen Winkelmanns in den 1760ern dar. Durch die Veröffentlichung seinen Werkes „Geschichte der Kunst des Altertums“ (1764) verbreitet sich in Europa ein neues Verständnis von der klassischen Antike und seiner Kultur. Deren architektonischen Merkmale fanden folglich auch Verwendung in der figuralen Porzellankunst. So wurden die Plinten zu rechteckigen Postamenten. Rein dekorativer Schmuck, wie man die Porzellanplastik des Barocks und Rokokos sah, empfand man lächerlich. Das einzelne Stück benötigte eine Aussagekraft. Porträtmedaillons, Büsten zeitgenössischer Herrscher, Komponisten und Dichter sowie Nachbildungen antiker Skulpturen wurden geschätzt. In Anlehnung an die Antiken blieben die Porzellanfiguren häufig unbemalt und unglasiert (Biskuitporzellan) und wirkten durch ihre matte Oberfläche wie die aus Marmor oder Alabaster angefertigten Vorbilder. Der Impuls hierfür ging vor allem von Frankreich (Sèvres) aus.
Mit dem Ende dieser Epoche zu Beginn des 19. Jahrhunderts ging auch die große Zeit des figürlichen Porzellans zu Ende. Erst im 20. Jahrhundert, als man bedeutende Künstler als Entwerfer anwarb, fand eine Neubelebung statt. Gleichzeitig erlangten aber auch einzelne Modelleure wieder zu Ruhm. Dies zeigt alleine das Beispiel Kati Zorns, die heute als freischaffende Künstlerin für figurales Porzellan tätig und anerkannt ist.